Ohne fachliche Legitimation

Ohne fachliche Legitimation

Weimarer Land. (tlz/Gö) Die Zeiten, da im Jugendhilfeausschuss des Kreistages stundenlang erbittert über die Verteilung der Mittel für die Jugend- und Jugendsozialarbeit gestritten wurde, sind offensichtlich vorbei: Dank der guten Vorbereitung der Prioritätenliste durch das Jugendamt segnete das Gremium gestern das Papier ohne Diskussion und einstimmig ab.

Vorbehaltlich der Zustimmung des Kreistages sollen im nächsten Jahr abermals rund 900 000 Euro in die “Grundversorgung” auf dem Gebiet der Jugendarbeit und Familienbildung im Kreis fließen. Die freien Träger, die in diesem Jahr gefördert werden, können auch 2008 mit einer Förderung rechnen, was eine gewisse Planungssicherheit ermöglicht. Die größten Summen gehen wiederum an den Verein Kromsdorf kreative.V., der Träger des Kinderhauses im Schloss Kromsdorf und des Kinderfreizeitzen-trums Lindwurm in Apolda ist, und an das IfaP als Träger unter anderem der Einrichtungen am Apoldaer Katharinenweg, des Jugendclubs Bad Sulza und des Familienzentrums in Bad Sulza ist.

Erneut leer ausgehen wird dagegen das Thüringer Filmbüro e.V., das Mittel für einen Filmpädagogischen Mitarbeiters beantragt hatte. Miserabel präpariert zeigten sich das Jugendamt und der dafür zuständige Beigeordnete indes in punkto Sozialarbeit an Berufsschulen: Ursprünglich gab es dafür vier von der EU geförderte Stellen. Nach deren Auslaufen beschloss der Ausschuss, dass der Kreis für 2007 die Finanzierung einer Dreiviertelstelle komplett übernimmt. Das ist auch geschehen. Im Laufe des Jahres muss aber der Träger, die sikos GmbH, signalisiert haben, dass sie diesen Part nicht mehr zu leisten vermag, weshalb das Jugendamt eine Vollzeitstelle für die betreffende Sozialarbeiterin schuf. Eigenmächtig.

Ohne Legitimation durch den zuständigen Ausschuss.

Aufgefallen ist das letztlich nur, weil im Haushalt des Jugendamtes für 2008 ein Mehrbedarf von 15 000 Euro veranschlagt war. “Fachlich-inhaltlich ist das überhaupt nicht gedeckt”, stellte Bernd Schröter(SPD/BA) klar, während Vorsitzender Mike Mohring (CDU) nicht nur beklagte, dass das Personalamt den Ausschuss übergangen hat. Er sieht auch die Gefahr eines Dammbruchs: Könnten sich doch jetzt weitere freie Träger von den ihnen übertragenen Aufgaben verabschieden und sie beim Kreis ansiedeln wollen. Doch obwohl das Jugendamt gestern mit sechs Mitarbeitern – die Leiterin inklusive – im Ausschuss saß, fühlte es sich außerstande zu erklären, wie der Arbeitsvertrag zustande kam. Der Ausschuss beschloss, die Sozialarbeit neu auszuschreiben und vom Amt prüfen zu lassen, wer die Vollzeitstelle veranlasst hat.

20.11.2007

Thüringische Landeszeitung (TLZ + TLZ.de)
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