Siemens-Chef befürchtet Schatten wegen Mannesmann-Prozess

Siemens-Chef befürchtet Schatten wegen Mannesmann-Prozess auf Deutschlands Selbstverständnis als Unternehmensstandort???!!!!!!!!!!!
Der Spiegel Artikel: Erst die Welle, dann die Delle: Klaus Kleinfeld über 2006 (im Kasten auf Seite 25) vom 02.01.2006 motivierte mich sofort zu einer E-Mail an Herrn Kleinfeld. Darüberhinaus wird es, glaube ich, im Rahmen einer Konsumentenhygiene Zeit, möglichst wenig Siemens-Geräte zu kaufen. Funktionieren ohnehin zweifelhaft: Cambino oder Flughafenbahn Düsseldorf oder…..Lt. Siemens-Webseite übernimmt Siemens die “Verantwortung für die Gesellschaft, in der das Unternehmen tätig ist”. Klingt auf jeden Fall interessant!
Quote: Sehr geehrter Herr Kleinfeld,

Sie merken im Spiegel-Kasten der Ausgabe vom 02.01.2006, Seite 25 an, dass das erneute Aufrollen des Mannesmann-Prozesses einen Schatten auf Deutschlands Selbstverständnis als Unternehmensstandort wirft.

Rechte: siehe Doppelklick Rechte: siehe DoppelklickGerne darf ich Ihnen mitteilen, dass auch Sie nicht die Lösung, sondern ein zusätzliches Problem sind. Ich nehme mir die Freiheit, mal wahllos wichtige Zitate zusammenzustellen:

Klaus Tolksdorf, der der Vorsitzende des 3. Strafsenats des Bundesgerichtshofs (BGH) warf den Aufsichtsräten “mangelndes Unrechtsbewußtsein” vor. Zu der Behauptung, Sonderzahlungen seien gang und gäbe, sei festzustellen, dass Strafgesetze nicht dadurch entfielen, dass sich eine Gruppe “massenhaft über Gesetze hinwegsetzt”, sagte Tolksdorf. Manager, die Sonderzahlungen in dieser Höhe als “wohlverdienten Lohn für ihre Leistungen” betrachteten, hätten “die Bodenhaftung verloren”. Zugleich betonte der Vorsitzende Richter, der BGH habe nicht über eine “Sozialschädlichkeit” von Managergehältern zu befinden. Deren Vereinbarung sei Sache der Unternehmen.

Politisch gesehen, stehen Sie stellvertretend für ein Wirtschaftssystem, das die Balance verloren hat, noch viel mehr jedoch für Manager, die die Balance verloren haben.

Es gibt noch einiges zu diesem Vorgang und zu Ihrem Zitat zu sagen, dies werde ich dann in meinem Blog tun. Wenn Sie Interesse haben, werden Sie es sicher lesen. Mit herzlichen Grüssen Unquote

Und einige Anlehnungen aus der “Welt”: Nicht, dass Spitzenmanager sehr gut verdienen, ist das eigentliche Problem zu fragen ist nur, wie sie damit umgehen. Und da muss die Diagnose lauten: Sie tun es nicht selten auf kurzsichtige und gefährliche Art. Ob Arbeitsplatz-Verlagerung in Niedriglohn-Länder wie jetzt beim Reifenhersteller Continental, ob Personalabbau zwecks astronomischer Renditen wie bei der Deutschen Bank und demnächst wohl bei der Berliner Zeitung – für diese Art einer fantasielosen Brachial-Ökonomie haben sieRechte: siehe Doppelklick das Geld, das sie sich genehmigen (lassen), nicht verdient.

Seit Jahren wachsen die durchschnittlichen Realeinkommen der Arbeitnehmer so gut wie gar nicht mehr, während der Anteil der großen Vermögen zunimmt. Das ist ungerecht, aber es ist auf Dauer auch ein Sprengsatz an der Volkswirtschaft. Wenn die Menschen – aus Geldmangel oder aus Angst um ihr Einkommen – nicht konsumieren, dann gibt es nichts zu produzieren außer für den Export, von dem allein auch Deutschland nicht leben kann. Die Kaufkraft, an der es mangelt, liegt nicht in den Millionen des Klaus Esser, die er beim besten Willen nicht für Lebensmittel, Kinokarten oder Fernsehgeräte ausgeben könnte. Sie liegt bei jenen, die das, was hereinkommt, ausgeben: den Klein- und Mittelverdienern, die fast nur noch als Kostenfaktor gesehen werden.

Insofern ist das Verhalten der Ackermänner doppelt zynisch: Es verhöhnt die Mehrheit, die vielleicht nicht “bis zur totalen Erschöpfung”, aber doch engagiert für einen winzigen Bruchteil der Manager-Gehälter schuftet. Und es verschließt die Augen vor den volkswirtschaftlichen Folgen.

Gerne begründen die Kostensenkungs-Fanatiker ihr Verhalten mit den Zwängen der Globalisierung. Dabei müssten sie von ihren eigenen Analysten wissen, dass dieses Argument in dieser simplen Variante längst nicht mehr zählt: Einzelne Volkswirtschaften haben nachweisbar viel größere Spielräume für eine gerechte Balance zwischen konkurrenzfähigen Gewinnmargen einerseits und angemessener Massenkaufkraft – also Lohnhöhe – andererseits, als uns die Bestatter der alten “Deutschland AG” heute weismachen wollen.

Ob sich Ackermann und andere im juristischen Sinne der Untreue schuldig gemacht haben, wird jetzt also neu zu klären sein. Der Untreue an der Zukunft der deutschen Wirtschaft sind sie längst überführt. Doch schon die Tatsache, dass Ackermann nicht sofort zurücktrat, zeigt: Sie haben es nicht verstanden! Sie sind Teil des Problems.

Rechte: siehe DoppelklickUnd weiter:
Kurz: Justiziabel ist nicht die moralische Verfehlung, sondern die Gefährdung des Mannesmann-Gewinns. Vom damaligen Urteil ist die Öffentlichkeit daher enttäuscht. Das Landgericht Düsseldorf spricht alle frei. Die Manager hätten sich zwar der Untreue schuldig gemacht und damit eine Pflichtverletzung begangen, aber keine gravierende Pflichtverletzung. Nur bei der Prämie für Funk seien die Kontrolleure Ackermann und Zwickel ihren Pflichten “in massiver Weise” nicht nachgekommen – allerdings hätten sie das nicht wissen können. Das war zwar nur ein halber Freispruch, aber Ackermann triumphiert: “Freispruch ist Freispruch!” Zu früh.

Dass in einer Zeit, in der “Millionen ohne Arbeit sind und viele täglich um ihren Arbeitsplatz bangen ein ohnehin gut bezahlter Manager Prämien in solcher Höhe lediglich durch seine Tüchtigkeit verdient habe, dürfte nicht jedermann vermittelbar sein”, sagt Tolksdorf. Dennoch stellt auch er klar: Strafbar sei nicht die Höhe der Zahlungen, sondern allein die Tatsache, dass sie weder vertraglich vereinbart waren noch der Gesellschaft nutzten. “Auch wenn die Prämie für Esser nur drei Millionen betragen hätte, wäre sie zu Unrecht gewährt worden”, belehrt er die betretenen Ackermann-Anwälte. Zur Strafbarkeit brauche es zudem keine “gravierende Pflichtverletzung”. Zur Behauptung, die Angeklagten Zwickel und Ackermann hätten von der Strafbarkeit ihrer Handlungen nichts wissen können, bemerkt er nur lapidar: “Dass ein führender Vertreter der Wirtschaft und ein führender Gewerkschaftsvertreter über so wenig Rechtsgefühl verfügen – das kann, das mag der Senat nicht glauben.”

Diese Pflichtverletzung erinnert mich ungut an meine letzte Verkehrsverhandlung wegen zu schnellen Fahrens: der Richter belehrte mich: “und da kommt dann noch die Sache mit dem Vorsatz!”.

Angesichts des Karlsruher Urteils wird es jetzt auch anderen Mitgliedern der Wirtschafts-Elite ungemütlich. Sie fürchten, dass sich der Gesetzgeber in die Verhandlungen von Prämien, Bezügen und Sonderzahlungen einschaltet. Hier bleibt man lieber unter sich. Bereits vor dem Prozess wurde vor einem Schaden für den Standort Deutschland gewarnt. Siemens-Oberaufseher Heinrich von Pierer protestierte vorsorglich: Nachträgliche Bonuszahlungen seien in Deutschlands Vorstandsetagen eine seit Jahren geübte Praxis.

Doch das ließ den Bundesgerichtshof ziemlich kalt. Er könne sich nicht vorstellen, dass freiwillige Prämien ohne Nutzen für das Unternehmen in Deutschland übliche Praxis seien, sagte Tolksdorf. “Und selbst wenn – eine Praxis wird nicht dadurch legal, dass sie hunderttausendfach geschieht”. Zudem wäre Deutschland der erste Standort der Welt, der in Gefahr geriete, weil er Unternehmen vor dem unberechtigten Zugriff des Managements schütze.

Oder, wie die Süddeutsche schreibt:
Im Klartext heißt das: Neue Arbeitsplätze entstehen vor allem im Ausland, in Deutschland könnten weitere wegfallen. IG-Metall-Vizechef Berthold Huber warnt bereits vor dem Ungeist des Shareholder Value. Ob die bisherigen Einschnitte ausreichen, um die Siemens-Probleme zu lösen? €žAber nein€œ, ruft Kleinfeld. €žDas war der Anfang €“ nur unternehmerische Hygiene.€œ

Unvermeidlich die Links:
Süddeutsche: Der Aufsteiger aus dem Arbeiterviertel
Manager Magazin
Nach Gutsherrenart in der Süddeutschen
E-Mail-Adresse Klaus Kleinfeld Siemens AG

Hinterlasse eine Antwort